Es blickte sich mit aller Liebe
einst der Narzist im Spiegel an,
weil ein Narzist wie jeder weiß
schon ganz schön selbstverliebt sein kann.
"O spiegel wenn ich dich nicht hätte
wüßte ich wohl wer ich bin?
da machen ich mit dir jede Wette
da hätt das Leben keinen Sinn."
Und so freut er sich und dankte
unserm Herrn für dieses Lachen
diese wohlgeformten Wangen
und für all die andern Sachen.
Eines Morgens in der Frühe
gabs ein fürchterliches Krachen
und das führte beim Narzist
zu einem schrecklichen Erwachen.
Als er da im Bade stand
und was täglich ihn beglückt
am Boden nun zersplittert fand
in tausend Teil fein zerpflückt.
Da saß er nun in seinen Scherben
und wußte keinen schleuen Rat
und wünschte sich er möge sterben
was er dann kurz darauf auch tat.
Und die Moral von der Geschicht
wenn du ihn triffst verhalt dich still
lass ihn wahren sein Gesicht
gib ihm was er so gern will.
Denn zu beschränkt war stets sein Sinn
des Lebens Fülle zu erkennen,
wend du dich zu den Menschen hin
lass ihn das Leben doch verpennen!
Doch wisse wer sich seiner selbst
im Spiegel auch mal sicher ist
ist nicht auch wenns den Anschein hat
von vornhein gleich ein Narzist!
© Tina Krüger | 2004